Leere Gleise und verstopfte Straßen

Beitrag zum Symposium "50% na und?" am 14.9.2019 in Wien

Im Jahr 2014 arbeitete ich bei der Firma DB Schenker in Ried im Innkreis, als Lagerlogistiker in einem Lager wo Gusseisenrohre für eine kroatische Firma zwischengelagert wurden und nach ganz Europa verteilt wurden. Der Firmensitz war sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, direkt neben dem Rieder Hauptbahnhof. Doch schon nach kurzer Zeit stellte ich mir die Frage: „Warum werden die Waren nicht per Zug angeliefert?“. Es gibt am Bahnhof in Ried neben den Bahnsteigen für den Regionalverkehr noch mehrere Gleise für den Schienengüterverkehr, ein Gleis hätte sogar eine Rampe für die Be- und Entladung von Güterwagen mit Gabelstaplern, direkt neben dem Lager wo ich meinen Dienst verrichtete. Und dann ist die Firma DB Schenker auch noch ein Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, warum also wird alles per LKW angeliefert?

Die Deutsche Bahn AG gehört zwar den Staat, agiert aber wie ein Privates Unternehmen das Gewinne erzielen will. Und mit LKWs, deren Fahrer deutlich schlechtere Arbeitsbedingungen haben als Lokführer und anderes Personal bei der Bahn, kann man mehr verdienen als mit Güterzügen. Vor allem wenn man Subspediteure und Scheinselbstständige ausbeutet, die selbst schuld sind wenn sie ihre Pausenzeiten nicht einhalten oder Sicherheitsbestimmungen nicht einhalten, Schenker hat offiziell nichts damit zu tun.

Auch die Arbeitsbedingungen bei Schenker selbst waren alles andere als vorbildlich. Um Sicherheitsschuhe und andere Schutzausrüstungen musste man regelrecht betteln, obwohl laut Gesetz jedem Arbeitnehmer Schutzkleidung zusteht. Wer nicht bereit war täglich Überstunden zu leisten oder wer zu oft im Krankenstand war wurde bald gekündigt, und der Verdienst war im Vergleich zu anderen Jobs in der Logistikbranche miserabel.

Das alles bei einem Unternehmen das zu 100% dem Staat gehört, aber dazu gezwungen ist wie ein privates Unternehmen zu wirtschaften.

In Ried sieht man wenige Güterzüge, nur ein Stahlgroßhändler und das örtliche Lagerhaus bekommen manchmal Nachschub mit Flachwagen voll Stahlträgern und Kesselwagen mit Heizöl. Auf der Innkreisbahn von Neumarkt nach Simbach kann man noch viele alte Güteranschlüsse bei Firmen oder Regionalbahnhöfen sehen, die langsam verrotten oder nach und nach abgerissen werden.

Oft hört man das so viele Waren mit Lastwägen transportiert werden weil das billiger ist als die Bahn, doch die Folgekosten die unsere Gesellschaft tragen muss wegen den immer schlimmer werdenden Straßenchaos sind höher. Deswegen sollte man kleineren Firmen Förderungen geben damit sie ihre Güter mit der Bahn transportieren, und Großbetriebe sollten eine Strafe zahlen wenn sie einen vorhandenen Schienenanschluss nicht verwenden.

* Andreas Auzinger ist Lagerarbeiter in Ried/Innkreis und Aktivist der KPÖ Innviertel