CEU als Kaderschmiede für kapitalistische Großkonzerne

Offener Brief an Frau GR Kickert

Sehr geehrte Frau GR Kickert!

Nach ihrem Facebookvideo (https://www.facebook.com/diegruenenwien/videos/10156846718931114/), das von von Vorgängen in Steinhof und der Ansiedlung der Kapitalismus-Kaderschmiede CEU schwärmt, möchte ich anregen, ob Sie sich nicht in einer großkonzern-freundlichen Partei wie jener von Sebastian Kurz weltanschaulich besser aufgehoben fühlen würden als bei den "Grünen". Wobei die Anbiederung an den Glücksspiel-Millionär (bwin/bet-and-win, Casino-Flamingo-Projekt im Intercont) Tojner mich ein wenig unsicher werden lässt, ob vielleicht das halbe Team der Wiener Grünen zu Kurz wechseln sollte (Stichwort Ex-GR Chorherr mit seinem Soravia-Job, oder auf Bundesebene Glawischnig als Novomatic-Funktionärin).

Mit jenen Grünen, mit denen ich als Biologe und Umweltwissenschaftler vor fast 20 Jahren enge Kooperation hatte (ich war ja sogar zeitweise Bezirksrat für die Grünen), hat die heutige Partei nichts mehr zu tun. Rüdiger Maresch, mit dem ich als Mitbegründer der BI "Rettet die Lobau" ab ca 2003 kooperierte, ist samt dem Thema "Lobauautobahn" ab der rot-grünen Wiener Koalition weitgehend in der Versenkung verschwunden, Mary Vassilakou hat sogar die Notwendigkeit einer (Autobahn-)Querung der Donau im Osten von Wien in das Koalitionspapier reingeschrieben, was ein Verrat an den grünen Grundwerten ist. Da helfen auch Kühlungssprühnebelstangen nix, wenn die engagierten Bürgerinitiativen (Steinhof, Augarten, Komet, Rettet-die-Lobau, Zögernitz, Heumarkt, usw usw) vor Verärgerung kochen, dass sie im Stich gelassen wurden.

Der Austausch der grünen Teams in zahlreichen Bezirken hat die grüne Ausrichtung der Funktionäre vielfach ebenfalls stark beschädigt. In Landstraße wurde die hervorragende (aber Heumarkt-Hochhaus-kritische) Eva Lachkovics abgesägt und durch linienkonforme Leute ersetzt. Die grüne Parteibasis mit ihrer Sorge, ob Wien wirklich neben dem Stadtpark ein Hochhaus für die Dichands und andere Superreiche braucht, bekam nach der Parteibasisabstimmung von der Gemeinderatstruppe einen Fußtritt ins Gesicht. Nach der viel zu früh verstorbenen Gretl Carney bei den Meidlinger Grünen mit ihrem Engagement gegen das Komet-Spekulationsobjekt sind nun bei den Meidlinger Grünen Leute tätig, mit denen ich zwar in Kontakt bin, die aber null Ahnung von der Thematik haben und sich weder interessieren, noch engagieren, angefangen von der Zwangsabsiedlung der Mieter (etwa 2014) bis hin zu gefälschten Gutachten zum Durchdrücken eines umweltgefährlichen nicht-bewilligungsfähigen Projekts. Sowohl die Meidlinger Grünen, als auch der "rote" BV Zankl haben sich kürzlich ("aus formalen Gründen") geweigert, sich für die Aufklärung dieses Skandals einzusetzen.

Ich kann nur warnen: Die rechten Parteien werden sich für diese Wahlhilfe von rot-grün bedanken, und weltoffen und "links" (im Sinne von sozial und ökologisch) orientierte engagierte Menschen wie ich haben niemanden mehr, den sie wählen können. Nicht nur "Rettet-die-Lobau" und die Komet-Initiative, auch die Steinhof-Initiative ist von den Wiener Grünen komplett im Stich gelassen worden. Es gab keine Einigung im Steinhof-Mediationsverfahren, weil die (echte) Steinhof-Initiative und die Initiative Denkmalschutz diese Pseudo-Mediation längst verlassen hatten. Sabine Gretner kann Ihnen bei Bedarf genaueres erklären.

Nochmals zurück zur CEU:
Natürlich bestimmt der Geldgeber und der Rektor sehr stark die Auswahl der Lehrenden an einer Privatuni. Wer dies nicht glaubt, hat keine Ahnung vom Universitätswesen. (Ich bin naheliegenderweise mit dieser Thematik vertraut.)
CEU Rektor Michael Ignatieff ist höchst problematisch. Sogar das in politischen Themen meist eher USA- und kapitalismusfreundliche Wikipedia schreibt über ihn:
"Ignatieff argumentierte, westliche Demokratien müssten „kleinere Übel“ wie unbefristete Inhaftierung von Verdächtigen, gezielte Attentate und Präventivkriege in Kauf nehmen, um das „große Übel“ des Terrorismus zu bekämpfen."      https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Ignatieff#Politische_Positionen
Wie kann rot-grün eine Privatuni mit einem solchen Rektor bejubeln?
Wenn Sie eine englischsprachige Quelle lesen wollen, wo er für ein US-NATO-Imperium eintritt:
https://web.archive.org/web/20091006210425/http://www.newint.org/issue385/worldbeaters.htm
In ‘Nation Building Lite’ (July 2002), Ignatieff calls for heavy-handed nation-building in Afghanistan: ‘The [Afghans] understand the difficult truth that their best hope of freedom lies in a temporary experience of imperial rule.’ And to work, ‘imperial power requires controlling the subject people’s sense of time, convincing them that they will be ruled forever.’
Six months later, in ‘The Burden’, he brushes off imperialism’s racist past and transfers his Afghanistan theory to Iraq, where he claims empire is ‘the last hope for democracy and stability alike’.

Und über Folter:

Ethnocentric and naïve as they may be, Ignatieff’s delusional dreams of US nation-building aren’t the worst he has to offer. There’s also his fudging the question of torture. In early May 2004, the same week as the photos of American soldiers torturing hooded Iraqis in the Abu Ghraib prison in Baghdad were first made public, he wrote: ‘Defeating terror requires violence... indefinite detention of subjects, coercive interrogations, targeted assassinations, even pre-emptive war.’ He suggests a grey zone of acceptable torture: ‘Permissible forms of duress might include forms of sleep deprivation that do not result in lasting harm to mental or physical health, together with disinformation and disorientation (like keeping prisoners in hoods) that would produce stress.’
But such ‘lesser evils’ have a schoolboy gullibility about them, assuming ‘evil’ is something easily and safely controlled. Given that Ignatieff’s breakout in the 1970s was an historical study of Britain’s prisons, could he really believe that repressive violence can be split into tidy, airtight categories?

Hier    https://books.google.at/books?id=Nw1QLlKo2RQC&pg=PA94&lpg=PA94&dq=Ignatieff+battle+groups&source=bl&ots=oTZmWiojQK&sig=ACfU3U0hY1-jQyyrIWdMwVyGAWZguOuYHQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjQ04D_6ObpAhUJ2qQKHQIEDB8Q6AEwAHoECAgQAQ#v=onepage&q=Ignatieff%20battle%20groups&f=false

können Sie im Buch "Ignatieff´s World" von seiner Begeisterung für "Battle Groups" lesen, die in aller Welt kriegerisch eingreifen sollen.
Oder auch in diesem Buch:
https://books.google.at/books?id=rXBHAAAAQBAJ&pg=PA137&lpg=PA137&dq=Ignatieff+battle+groups&source=bl&ots=8xL8TaN84N&sig=ACfU3U0fAi-3qe4FlzJd4ZnP3jhenAoQCA&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjQ04D_6ObpAhUJ2qQKHQIEDB8Q6AEwAXoECAoQAQ#v=onepage&q=Ignatieff%20battle%20groups&f=false

Was Soros betrifft, nicht alle seine Aktivitäten sind schlecht, er unterstützt tatsächlich auch gute Initiativen. Aber im Sinne des "US-Imperiums" fördert er massiv die Destabilisierung von nicht-US-freundlichen Regierungen durch riesige finanzielle Unterstützungen, wobei dies teilweise auch Kooperation mit Waffentransfers und geheimdienstlichen Operationen bedeutet, oftmals dann auch zu Bürgerkriegen führt, um einen Regime Change herbeizuführen, mit einem Regime, das sich dem wirtschaftlichen und militärischen US-Großmachtstreben unterordnet. Dies alles im diametralem Gegensatz zu den Werten der UNO und des Völkerrechts der staatlichen Souveränität.

Natürlich gibts in der CEU auch geisteswissenschaftliche ("unpolitische") Studienzweige, und im politischen und wirtschaftlichen Bereich einige (dünne) soziale Ansätze, nichts ist nur gut oder nur schlecht.
Aber wenn Sie zur wirtschaftlichen Studienrichtung schauen   https://courses.ceu.edu/unit/economics-business
über die globale Wirtschaft   https://courses.ceu.edu/programs/ma/master-arts-economic-policy-global-markets
finden Sie bei den Lehrenden   http://economics.ceu.edu/faculty
zB Yusaf Akbar  http://economics.ceu.edu/people/yusaf-akbar  der enge Verbindungen zu Großkonzernen wie Citibank, Deutsche Telekom, Siemens und Toyota hat.
http://economics.ceu.edu/sites/economics.ceu.edu/files/curriculumvitae_9.pdf
Institutsleiter Julius Horvath  http://economics.ceu.edu/people/julius-horvath wiederum propagiert veraltete neoliberale Wirtschaftstheorien von ungebremstem globalisiertem permanentem Wachstum und schrankenlose (unsoziale) ungeregelte globale Marktwirtschaft der Großkonzerne, vgl. http://publications.ceu.edu/biblio/author/1125
Peter Szilagyi wiederum http://economics.ceu.edu/people/peter-szilagyi  vertritt genau jene globale, wild gewordene Finanzwirtschaft der Börsen und Finanzhaie, denen wir Krisen wie die von 2008 und die kommende von 2020 zu verdanken haben, wo die Armen ärmer und die Reichen reicher werden - die kommende Krise von 2020 ist natürlich NICHT primär von Corona verursacht, sondern wurde durch die wahnwitzige jahrelange Nullzins-Politik, Kreditblase, Immobilienblase und extreme Verschuldung ("Gratis-Kredite") verursacht, gefolgt vom nun folgenden Absturz mit platzenden faulen Bankenkrediten und der Forderung nach Hilfe durch Steuergeld - wobei Corona nicht die Ursache ist, sondern nur den Anstoß zum unvermeidlichen) Absturz darstellt.  

Ich erspare mir und Ihnen weitere Infos, da sie wohl eh nicht auf fruchtbaren Boden fallen und mir nur spät nachts Zeit kosten. In die Tiefe recherchieren tun ja heute weder Medien, noch Politiker. Wenn die Rechtsradikalen Soros als "Juden" oder "Finanzjuden" antisemitisch beschimpfen, wird reflexartig gefolgert, dass rot und grün automatisch "für Soros" sein müssen und ihn für einen "Philantropen" halten sollten. Dass es sich bei Soros um einen der übelsten und gewissenlosesten Finanzspekulanten weltweit handelt, wird wohl verdrängt. Zehntausende (!) Briten haben ihre Altersersparnisse durch seine "Finanzwetten" gegen das britische Pfund verloren, während er einen Milliardengewinn gemacht hat. Die Währung von Thailand hat Soros durch seinen Finanzmanipulationen ebenfalls in den Abgrund gestürzt. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass an seiner Privat-Uni Lehrende ausgesucht werden, die soziale Werte vertreten???

Zuletzt noch: Auch Omar Al-Rawi, der bei der letzten Steinhof-Infoveranstaltung von der SPÖ vorgeschickt wurde, hatte null Ahnung, dass Ignatieff glühender Befürworter der US-Invasionen in Afghanistan und 2003 im Irak war, letzteres seine Heimat, wo ca. 1 Million Menschen durch die Invasion und den nachfolgenden Bürgerkrieg samt politischem Vakuum und Entstehung des IS gestorben sind. Ich hab mit ihm damals in der Pause drüber geplaudert und wundere mich bis heute, warum sich eigentlich niemand anschaut, welch höchst fragwürdige Institution wir hier in die Jugendstil-Pavillons holen.

Und doch noch etwas:
Für psychiatrische Patienten und Lungenkranke sind die luftigen, eleganten Otto-Wagner-Pavillons mit viel Natur und Blick auf Wien ideale Orte zur Genesung. Ihre beiden Parteien (SPÖ, Grüne) haben 2011 das einst von Sonja Wehsely hervorgebrachte üble Machwerk "Spitalskonzept 2030" beschlossen, das u.a. die Entfernung der Patienten aus dem OWS-Spital in unansehnliche, deprimierende Großkubatur-Zentralspitäler vorsieht, entweder fast ohne Grünraum (Rudolfsstiftung), oder (im Krankenhaus Nord) mit einem mehr oder weniger scheußlichen und naturfremden (als Ökologe kenn ich mich da aus) "Therapiegarten" (mit "Energiekreis").
siehe  http://www.steinhof-erhalten.at/Medienberichte/denkmail_25_120_web.pdf

Ich kenne die Meinungen der Ärzte, die darüber empört sind (ein enger Familienangehöriger war oft genug stationär im OWS als Patient), aber sich aufgrund der strengen Hand von Frau Hörnlein-Häupl (wie sie noch dort tätig war) nicht öffentlich zu kritisieren trauten.
Stattdessen werden nun große Teile der malerischen Jugendstil-Pavillons mit ihren kunstvollen Loggien und Blick auf Wien als noble Wohnungen für die "Elite-Professoren" der Kapitalismus-Kaderschmiede für Großkonzerne dienen - denn nur wenige Bauten dienen der CEU-Lehre, sehr viele andere hingegen den vielen Professoren als Wohnung und zur Verwaltung.

Ihre Freude über den Steinhof-Umbau und das CEU-Projekt widert mich an. Patienten werden zwangsabgesiedelt, die Proponenten der Großkonzerne und ihre Lehrlinge können sich breit machen.
Ich möchte nochmals anregen: Vielleicht sind Sie, Frau GR Kickert, eben doch bei Kurz in der Partei der Großkonzerne besser aufgehoben?

Mit freundlichen Grüßen,
Gerhard Hertenberger
1120 Wien

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