Öffentlicher Verkehr mit dem Rückgrat S-Bahn
- Die Entscheidung der Verkehrsministerin Gewessler, den Lobau-Autobahn nicht zu errichten, ist von größter Bedeutung. Sie ist nicht nur dank des zwei Jahrzehnte andauernden Widerstands und der massiven Bewegung des letzten Jahres möglich geworden. Sie reflektiert auch die Tatsache, dass ein gewichtiger und wachsender Teil der Bevölkerung genug vom Zubetonieren hat und für eine Wende hin zum öffentlichen Verkehr eintritt.
- Die ganz unmittelbar vor uns liegende Aufgabe ist es, die Posse des Wiener Bürgermeisters zu beenden, der die De-facto-Stadtautobahn, euphemistisch „Stadtstraße“ genannt, weiterhin bauen will. Sie würde Hirschstetten zerschneiden und hätte die Autobahnen A23 und S1 verbinden sollen. Das war immer Wahnsinn, sowas durch ein dicht besiedeltes Wohngebiet zu legen und verbliebene Grünräume zu töten. Aber jetzt ist es auch technokratischer Unsinn und ein lächerliches Rückzugsgefecht des gedemütigten Ludwig und seiner SPÖ Wien.
- Doch am wichtigsten: mit keinem Wort schaffte es Gewessler, die auf der Hand liegende Alternative zu nennen, die sowohl günstiger, sozialer und auch umweltfreundlicher ist. Der sofortige und massive Ausbau der S-Bahn mit dem Backbone S80 als neue West-Süd-Ost-Hochleistungstangente, mit den notwendigen Zubringern: Lokalbahnen ins Umland, beschleunigte Straßenbahnen und Autobuslinien – und natürlich Rad(schnell)wege.
- Das fadenscheinige Argument des Bürgermeisters, dass ohne Stadtautobahn die Stadtentwicklung in der Donaustadt nicht möglich sei, ist kurzsichtig, wenn nicht sogar niederträchtig. Man hätte die ganze Stadterweiterung der letzten zwei Jahrzehnte im Sinne lokaler Zentren mit kurzen Wegen sowie funktionaler und sozialer Integration konzipieren können, entlang der eigenen Vorgaben – in der Seestadt wurde das teilweise sogar umgesetzt, nur um von der Stadtexekutive im gleichen Atemzug konterkariert zu werden. Beleidigt wollen sie nun die Kritiker auflaufen lassen, weiter blockieren und das Problem nur noch mehr vergrößern. Es geht jetzt darum, konzeptionell und politisch zu zeigen, dass mit einem massiv verbesserten öffentlichen Verkehrsnetz das Verkehrsproblem in Transdanubien gelöst werden und gleichzeitig der großartige Natur- und Naherholungsraum Lobau sowie die Grünzonen in der Donaustadt erhalten werden können.
- Immer mehr und mehr Leuten wird es klar: der öffentliche Verkehr ist nicht nur ökologisch die einzig möglich Lösung, sondern er ist auch sozial gerechter. Wenn das öffentlichen Angebot da ist, dann nimmt die Mehrheit es auch gerne an – gerade die Wiener Innenbezirke sind ein Beleg dafür. Das Kalkül der SPÖ Wien mittels einer proletkultige Version der Autoideologie des Kalten Kriegs an der Macht zu bleiben, ist nicht nur zum Scheitern verurteilt, sondern nur eine verkleidete Form des Neoliberalismus.
- Es gibt viele Gründe, warum der öffentliche Verkehr in der Wiener Peripherie so vernachlässigt wurde und im Argen liegt – so dass selbst abgenutzte Schienen um ein paar läppische Millionen nicht ausgetauscht werden können und die Straßenbahnschienen verlangsamen. Der wichtigste Grund heißt Neoliberalismus in Form von Nulldefizit, Schuldenbremse und EU-Fiskalpakt. Wir müssen Schluss machen mit der Aushungerung der öffentlichen Haushalte und für eine massive Erhöhung sozial und ökologisch sinnvoller Ausgaben eintreten. Das macht nicht nur die Verteilung gerechter, sondern steigert insgesamt die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft und damit den allgemeinen Wohlstand.
Hier ein detailliert ausgearbeitetes Konzept von Gerhard Hertenberger