Zu Beginn der letzten Woche für die Unterstützungserklärung für das Volksbegehren "Arbeitslosengeld rauf!" wurde in Graz vor dem BürgerInnen-Amt eine Standkundgebung abgehalten.
Diesmal war das Wetter zu den Kundgebungsteilnehmern gnädiger als im November letzten Jahres. Die klammen Finger, der Kälte geschuldet, war das einzig Negative. Die Reaktion der Passanten waren meist positiv. Natürlich waren leider die Mehrheit der Passanten eher uninteressiert - und natürlich gab es auch die brüske Ablehnung: "Die sollen was Arbeiten!"
Per Ansprache wurde versucht gerade dem Argument der faulen Hunde entgegenzuwirken. Es scheinen aber viele Menschen noch nicht realisiert zu haben, dass sich die Arbeitswelt inzwischen immer mehr zu einer prekären Job-Welt entwickelt hat, in der für die meisten Menschen, so sie eine Anstellung bekommen, diese Anstellung nur temporär haben.
Die Menschen haben es anscheinend noch nicht realisiert, dass es immer weniger durchgehende Arbeitskarrieren gibt und dass sich dadurch auch die Einkünfte in Richtung Armutsschwelle bewegen.
Ebensowenig scheinen die Menschen zu realisieren, dass jeder Lohnabhängige - unabhängig von der Tüchtigkeit - von Arbeitslosigkeit bedroht ist. Ob der Arbeitsplatz erhalten wird oder nicht, ist immer mehr von Firmenstrategien und Börsenerwartungen abhängig und nicht unbedingt von Umsatz und Gewinn des jeweiligen Unternehmens. Und Personalabbau von 45-Jährigen führt meist direkt in die Langzeitarbeitslosigkeit oder in ein Leben mit prekären Jobs weit unterhalb der Qualifikation - was sich wiederum im Gehalt - und schlussendlich in der Pensionshöhe auswirkt.
Es wurde in den Ansprachen auch darauf hingewiesen, dass die Regierungen etwa seit dem Jahr 1990 die Sozialleistungen stetig zurückbaut. Dabei stellt dieser Rückbau in vielen Fällen praktisch einen Lohnraub dar. Die sogenannten Lohnnebenkosten etwa, sind der Lohnbestandteil für die Sozialleistungen. Eine Senkung dieser Abgaben entzieht dem Lohnempfänger Teile seiner sozialen Absicherung. Ebenso wurde die Pensionshöhenberechnung zuungunsten der Menschen geändert. Nun zählen die letzten Jahre des Arbeitslebens besonders - und gerade für Menschen, die ab 50 ins Prekariat gedrängt werden ist dies fatal.
Ebenso wurde darauf hingewiesen, dass die Wirtschaft und die Industrie über Lobbyisten guten Zugang zu Minister und Gesetzgeber hat, während die Lohnabhängigen und die Arbeitslosen praktisch keine Einflussmöglichkeit, außer bei einer Wahl haben. Daher ist ein Volksbegehren das Lobbyinstrument des kleinen Mannes und jeder wäre gut beraten dies zu nützen.
Mit all diesen Argumenten gelang es doch, Menschen dazu zu bewegen, spontan das Volksbegehren zu unterstützen. Auch wenn das nur ein Tropfen auf den heißen Stein darstellt - so war es doch erfreulich zu erleben, dass noch nicht alle Menschen in dumpfe Ohnmacht oder menschenverachtendes Denken verfallen sind.