Bella Ciau in Salzburg

Tagebucheintrag Corona-Ausnahmezustand Teil 2

Liebe Kollegen,

die Medien verderben einem mit ihrem hysterischen Katastrophengejaule nur die Laune. Wo es doch die wirkliche Katastrophe wäre, wenn die Mühle in der neoliberalen Art wieder laufen würde!

Deshalb halte ich mich jetzt mehr von den Medien fern und versuche, die Situation auszukosten und zu genießen.

Seinesgleichen geschieht:

Es ist so viel ruhiger auf den Straßen, dass man plötzlich einen viel weiteren Hörraum hat. Mir kommt sogar vor, ich lerne wieder hören.

Auch mit den Nachbarn verstehe ich mich wieder besser: Wir reden wieder miteinander und bieten uns gegenseitig Hilfe an.

Als ich heute durch die Stadt spazierte, hörte ich plötzlich wieder viel mehr Kinderstimmen aus den Fenstern und konnte sogar zuordnen, was sie gerade spielen.

Aus einem anderen Fenster hörte man jemanden Gitarre spielen und in einer Gasse pfiff jemand so laut “Bella Ciao”, dass es im halben Bezirk zu hören war.

Und das ist jetzt nicht erfunden!

Es darf also wieder ein klein bisschen gelebt werden.

Und die Mühle sieht so auch etwas kleiner und weniger bedrohlich aus.

Für mich staatspolitisch derzeit die angenehmste Situation seit mindestens 1989. 

Machen wir was draus.

 

LG Udo Martin, Salzburg