Die Lohnquote ist der Anteil der Arbeitseinkommen am Volkseinkommen, heute NNE (Netto-Nationaleinkommen) genannt. Das gesamte Netto-Produkt eines Jahres wird "verteilt". Die VGR kennt dabei nur Kapital und Arbeit als Empfänger. Was also nicht an die Arbeit geht, geht an das Kapital.
Die Aussage dieser Graphik könnte deutlicher nicht sein: Seit 35 Jahren bekommt das Kapital einen immer größeren Anteil; der Anteil der Arbeit nimmt ab. Kurzfristig hat die Finanz- und €-Krise diese Umverteilung nach oben gebremst. Das ist eine seit Langem bekannte Tendenz in den Konjunktur- und Krisen-Zyklen. In der Krise nimmt der Profit kurzfristig ab, bis sich die Unternehmer wieder gefangen haben, bis sie es wieder schaffen, die Kosten der Krise auf die Arbeit abzuwälzen. Wie wir sehen, ist dies seit 2011 wieder gelungen.
Die Lohnquote ist ein grobes Maß und hat auch Nachteile. Sie enthält nicht die Abschreibungen bzw. Investitionen. Doch mit der Produktion werden selbstverständlich auch die neuen Maschinen, Gebäude und Patente finanziert. Die gehen ins Eigentum der Kapitalisten über und erhöhen deren Vermögen, scheinen aber in der „Verteilung“ nicht auf.
Zweitens kennt man in der Arbeit nur die Kategorien "selbständig" und "unselbständig". Zu den "Unselbständigen" gehören auch die Manager. Ihre Einkommen, im Dienste des Kapitals, haben in den letzten Jahrzehnten besonders schreiende und skandalträchtige Steigerungen erfahren. Aber die vergrößern hier die "Lohnquote". In der wachsenden Ungleichheit spielt also die Ungleichheit innerhalb der „Unselbständigen“ eine zunehmend wichtigere Rolle.
Schließlich gibt es in der historischen Entwicklung noch ein Problem, das seit vielen Jahren keine Rolle mehr spielt, aber vielleicht wieder im Kommen ist. Die Rohe Lohnquote enthält alle Unselbständigen; aber deren Zahl ist mit dem Schrumpfen der Bauernschaft und der gewerblichen Kleinunternehmer ständig gestiegen. Die Bereinigte Lohnquote rechnet diesen zahlenmäßigen Zuwachs heraus. Nur so kommt man auf einen realistischen Wert, sozusagen einen Pro-Kopf-Wert. Und das ist schließlich doch ein aussagekräftiges Datum.