Donaustadt vernachlässigt Infrastruktur für die Menschen

Rede von Wolfgang Sigut am 5.10.21 bei der Kundgebung "S-Bahn statt Lobau-Autobahn" in der Seestadt

Hallo, mein Name ist Wolfgang Sigut und ich lebe seit meiner Geburt in der Donaustadt in Kagran.

Wenn ich auf die letzten 50 Jahre zurückblicke so wird mir eine gewaltige Veränderung gewahr.

Eine Veränderung die leider nicht als positiv bezeichnet werden kann, der vormals gärtnerisch- landwirtschaftlich genutzte Bezirk mit großem Grünland Anteil wurde, wird sukzessive verbaut und versiegelt. Wertvoller Lebensraum wurde so vernichtet.

Die  Donaustadt ist der Bezirk mit dem größten Anteil an der Stadterweiterung, nirgend wo anders wird mehr Wohnraum gebaut in Wien als hier. Nur leider wird Infrastruktur und Kulturräume wie auch Gewerbe und Industrie als zweitrangig gewertet, diese Bereiche sind deshalb in diesem Bezirk mehr als unterrepräsentiert und das hat Folgen.

Z.B. dass in der Donaustadt der motorisierte Individualverkehr im Gegensatz zu den Bezirken jenseits der Donau stets zunimmt.

Die Lösung dazu von Bezirksvertretung und Stadtregierung ist eine sogenannte Entlastung durch den Bau von neuen Straßen!

Meine Vor- und Nachredner*innen haben und werden diesbezüglich mit ihren Beiträgen und Aufklärung diese falsche Lösungsansätze argumentativ widerlegen, dazu brauche ich mich nicht weiter zu äußern.

Ich möchte deshalb auf Ursachen eingehen die dem zu Grunde liegen.

Solange ein Klimaschutzgesetz überfällig bleibt, solange hat Österreich der Klimakrise nichts entgegenzusetzen. Seit Beginn 2021, also bewusst 9 Monate kein Klimaschutzgesetz!

Dann die ökosoziale Steuerreform, am vergangenem Sonntag von der Bundesregierung stolz verkündet, die Entlastung für Besserverdienende und Großkonzerne beinhaltet. Die mit 4,7 Mrd./Jahr fossile Energie subventioniert und die als Scheinlösung für weiter-wie-bisher herhalten muss. Soziale Gerechtigkeit, angemessener Klimaschutz und eine klimagerechte Wende werden ausgeklammert weil das System es ja so verlangt.

Was für ein System eigentlich?

Ein System, unser System das auf immerwährendes Wachstum angewiesen ist, das die Natur dem Profit unterordnet und in dem der Mensch als Objekt alle paar Jahre mit seiner Stimme in Erscheinung tritt um diese im scheindemokratischen Ausleseverfahren abgeben zu dürfen.

Ein System in dem sich die Entscheidungsträger anmaßen dem dummen Volk doch den rechten Weg vor zu geben um ihre Interessen durch zu setzen die der Allgemeinheit und den zukünftigen Generationen zum Nachteil generieren. Beschreibt man so nicht eine Dystopie?

Aber nein Cut, wir sind hier doch angetreten weil wir die Zukunft menschlich und naturverträglich gestallten wollen. Und dazu gibt es auch schon jede Menge an Ideen und Vorschlägen.

Zentrale Bedeutung kommt hier gegenüber der Stadtstraße und dem Lobau-Tunnel plus Autobahn der Schiene zu, also dem Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Mit demselben Budget das für diese Straßen Bauvorhaben aufzubringen wäre, lassen sich alltagstaugliche Öffi-Alternativen realisieren die  den gesteckten notwendigen Klimazielen gerecht werden zu könnten.

Dazu ist auch noch ein Narrativ zu entwickeln das die Abkehr vom individuellen Autobesitz als einen Zugewinn an Lebensqualität erkennbar macht und dass der berechtigten Forderung von Österreichs bekanntester Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, dass von 10 Autos 7 stillgelegt werden müssten, den Schrecken nimmt.

Seien wir also gewiss, dass wir die Schäden an Natur und Mensch die die Straßen Bauvorhaben verursachen würden, durch Beharren und Beibehaltung unseres Widerstandes vermeiden können. Wenn wir unsere Stimmen lautstark erheben aber nicht abgeben. Dass es Gewalt geben wird, weil die Machthaber diese irgendwann einsetzen werden, wir aber gewaltfrei darauf reagieren werden und somit die Zukunft ermöglichen.

Lobau bleibt!